Dürckheim 1. Abend

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Neben zweimal zwanzigminütigem Sitzen in der Stille geht es an diesem Abend um die Klärung der Begriffe:

 

- Meditation als initiatische Übung 

- WESEN 

- Doppelter Ursprung des Menschen

 

Wozu meditieren wir?  Aus der Klarheit über diese Frage ergibt sich die Antwort auf die Frage: Wie meditieren wir? Unter der Überschrift „Meditieren“ wird vielerlei angeboten:

 

- Übungen zur Entspannung und Übungen zum Stillwerden
- Meditation als Heilungsübung 
- Meditation als Zugang zu katathymen Seelenbildern
- Meditation als schamanische Reise 
- Chakrenmeditation zur Fortentwicklung der eigenen Spiritualität
- und anderes mehr.

 

In den Angeboten der Werkstatt Spiritualität haben wir Meditation immer verstanden und angeleitet als Möglichkeit, mit der Tiefendimension des Lebens in Kontakt zu kommen, mit dem Bereich des Heiligen in Kontakt zu kommen. Dort können wir des Heiligen gewahr werden und entdecken, wie sich von dorther die eigene Person langsam wandelt. Graf Dürckheim hat für Meditation, die eine solche Zielsetzung hat, die Formulierung geschaffen: Meditation als initiatische Übung. (Vgl. hierzu und zum folgenden: Meditieren – wozu und wie, S. 16ff)

 

Zitat: "Initiare meint: das Tor zum Geheimen öffnen." (Seite 16)

 

Das Geheime habe ich (VS) eben auch das Heilige genannt. Dürkheim nennt es das WESEN. Der Weg der Meditation zielt darauf, in der Meditation des Geheimen, des Heiligen, des WESENS inne zu werden.

 

Wir nehmen die Formulierung "inne werden". Denn Meditation ist kein Weg, bei dem es vornehmlich darum geht, etwas zu begreifen oder in Begriffen zu erfassen. Das Geheime, das Heilige, das WESEN, mit dem eins zu werden, der Sinn des initiatischen Übens und Lebens ist, ist nicht etwas, das man finden könnte wie ein Ding. ...Es ist jenseits des Fassbaren. Es ist transzendent. Das Geheime, das Heilige, das Wesen bleibt Mysterium, bleibt im Geheimnis, das sich völlig zurückzieht und stumm wird, wenn man es fassen will.

 

In der Meditation und auch außerhalb kann man jedoch Erfahrungen machen, von diesem Geheimen, vom Heiligen, vom WESEN her berührt, erfüllt, durchlichtet oder überschattet zu werden. Das sind dann Erfahrungen, die uns verwandeln können. Sie können uns erahnen lassen, dass wir noch in ganz anderer, tieferer, reicherer Weise Mensch sein können, als der Mensch, der wir von unserer Lebensgeschichte her geworden sind.

 

Es ist, als würde sich in der Meditation manchmal ahnungsweise die Tür zu einer anderen Seite unseres Seins hin öffnen, dass wir uns ahnungsweise erleben, erahnen, sehen als Gestalt, die verwandelt ist, gespeist, erfüllt von göttlichem Licht. Das ist eine Erfahrung, die in uns Samen der Verwandlung einpflanzt. Wir sehnen uns nach mehr. Wir wollen, dass diese Erfahrung sich wiederholt. Wir wollen erneut in diese geheimnisvolle Dimension eintauchen. Und irgendwann begreifen wir darüber, dass wir möglicherweise im Kern unseres Wesens von dieser geheimnisvollen Tiefe her stammen und von ihr her leben.

 

Dürkheim formuliert: Der Mensch hat einen doppelten Ursprung, einen himmlischen und einen irdischen, einen natürlichen und einen übernatürlichen Ursprung. Und Meditation ist ein Übungsweg, dass diese beiden Ursprünge miteinander verschmelzen und die himmlische Person durch die irdische hindurchscheint.

 

So. Das ist ein großes Gemälde, das ich Ihnen gemalt habe. Die eigenen Meditationserfahrungen scheinen oftmals damit nicht recht zusammenzupassen. Es gibt ja oft Rückmeldungen wie:

 

- Bei mir gab es weder Stille noch Licht. 
- Ich wurde von Gedanken überflutet. 
- Ich kam nicht wirklich zu Ruhe oder Stille. 
- Ich habe nichts gefühlt, allenfalls, dass mir etwas warm in den Füßen wurde. 
- Bei mir gab es ein Kribbeln im Rücken oder in der Stirn. 
- Ich fühle mich ruhiger. Weniger Lasten auf den Schultern.

 

Graf Dürckheims Formulierung Meditation als initiatische Übung, sein Begriff WESEN und das Sprechenvom doppelten Ursprung des Menschen können möglicherweise helfen, solche Meditationserfahrungen zu klären. Die Frage lautet dann: Zeigt sich neben oder in oder hinter dem, was wir - so enttäuscht - erlebt haben, etwas von dem zweiten Ursprung des Menschen? War da so etwas in der Meditationserfahrung wie eine doppelte Wirklichkeit? Im Vordergrund der Strom der Gedanken, an- und abschwellend? Im Hintergrund die Erfahrung, dass ein anderer Teil von mir zur Ruhe kommt? Oder dass dieser andere Teil von mir sich vom Strom der Gedanken löst und sie mit gewisser Distanz und vielleicht auch aus einer geahnten Gelassenheit heraus vorbeiziehen sieht?

Zeigt sich in Energien, die mich in ihrer einfachsten Form als Wärme oder Kribbeln oder in anderer Form atmosphärisch berühren eine verwandelnde Kraft? Eine Kraft, die ahnungsweise von der Tiefe, vom WESEN her lebendig macht?

 

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