Die mystische Tür zum Christentum

tl_files/images/shutterstock_2164694771WEB.jpgDie mystische Tür zum Christentum

Vier Workshops (auch einzeln besuchbar)
Sa. 20.01., 10.02.,09.03., 06.04.2024, jeweils 14:30 - 17:30 Uhr in der Apostelkirche.

 

Wir laden ein, durch die Tür der Mystik in den Raum des Christentums hineinzuspüren und ihn in aller Freiheit zu erkunden. Wir richten dieses Angebot gerade auch und nicht zuletzt an Menschen, die einen Zugang zu sich selbst und zur Essenz des Lebens in Quellen außerhalb des Christentums suchen oder gefunden haben, dazu zählt für uns nicht zuletzt auch der Bereich feinsinnig-spiritueller Körperarbeit im QiGong und Yoga.

 

Mystik als Zugang: Mystik ist eine religiöse Strömung, nicht nur im Christentum, die dem Tiefengrund unseres Lebens - der Dimension des Heiligen - feinsinnig spürend und nicht vornehmlich denkend nahezukommen sucht. Für Mystiker und Mystikerinnen entfaltet sich Gotteserkenntnis in sinnlicher Wahrnehmung, im inneren Schauen, im inneren Hören. Von daher besteht die Erwartung an die Teilnehmenden, dass sie bitte bereit seien mögen, sich auf sinnliche Zugänge einzulassen.

 

Ort: Apostelkirche. Bei der Apostelkirche, 20257 Hamburg

Einladende

Pastor Volker Schmidt, Werkstatt Spiritualität, in Kooperation mit

Pastorin Nina Schumann, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Eimsbüttel, 

 

Inhalte der Workshops 

Der heilige Raum jenseits der Dualität   20.01.2024

Wir erkunden die seelische Kraft eines romanischen Kirchraumes und die atmosphärische Kraft eines dazu passenden Tanzes. In beidem, in der romanischen Architektur und im Quellentanz verweben sich unaufhörlich Quadrat und Kreis miteinander. Im mittelalterlichen Denken stehen Quadrat und Kreis beispielhaft für das Phänomen der unvereinbaren Gegensätze. Wo Gegensätze in eins fallen (lateinisch: coincidentia oppositorum), da ist Gott, sagt der mittelalterliche Philosoph Nikolaus von Kues. Wo der Dualismus aufgehoben ist, da ist Gott. Der Tanz gestaltet gerade dieses, ebenso der Kirchraum. Wir beginnen also mit Erkundungen, die unser Gespür mit einer Wirklichkeit jenseits der Dualität in Kontakt bringen.

 

 

Der Klang des Heiligen   10.02.2024

Die Propheten erlebten, dass in ihnen Auftragsworte und Auftrags-Ermächtigungen entstanden, - wahrgenommen als mächtige Impulse von außen oder innen. Sie waren - oder wurden - durchlässig für Willenskundgebungen des Heiligen. Das ist ein Potential, dass in allen Menschen angelegt ist: Im Kontakt mit der Dimension des Göttlichen kann und will Klarheit über Sinn und Auftrag unseres Lebens entstehen, will Durchlässigkeit für die Tiefe des Seins entstehen, für ihren Einklang und ihre Harmonie, für ihren Frieden und ihre Weisheit.

Die Erfahrung des Heiligen, der wir dieses Mal nachgehen werden, ist eingebettet in die große Vision, in der Jesaja zum Propheten berufen wird. Die Engel, die Cherubim, die um die unsichtbare Gottheit herum schweben, rufen einander einen Wortklang zu und die Schwingungen dieses Wortklangs reicht bis in das Reich der Materie hinein. Er lässt die Schwellen des Tempels erzittern. Kadosch, kadosch, kadosch singen sie, das hebräische Wort für „heilig“. Die Klanglaute sind A und O. Ähnlich wie das OM oder AUM, der Urklang, aus dessen Vibrationen nach östlichem Verständnis das gesamte Universum entstand und entsteht, trägt der Klang der Seraphim göttliche Lebenskraft in alle irdische Wirklichkeit hinein. Wir gehen dem Klang nach, wir nehmen ihn auf im Cherubim-Tanz, wir üben uns in Durchlässigkeit, auf das in uns Anmutungen von dem entsteht, wohin unser inneres Wissen unseren Lebensweg Weg ausgerichtet sehen möchte.

 

 

Von der Gegenwart des Paradieses   09.03.2024

Die Erzählung von Garten Eden lässt vor unserem inneren Auge ein Bild entstehen von einer Wirklichkeit jenseitig von dem, was unsere Sinne und unser Alltagsbewusstsein wahrnehmen können. Die Quantentheorie hat uns gelehrt, mit mehr als jenen drei Dimensionen, die unseren Sinnen zugänglich sind, zu rechnen, auch wenn sie nicht in der Lage ist, die Realitäten einer vierten oder fünften Dimension für uns anschaulich zu machen. Religiöse Traditionen fassen die jenseitigen Ebenen in Mythen und Bilder. Gutes geht von diesem Jenseitigen aus.

Vom Garten Eden, zum Beispiel: Ein Strom steigt in seiner Mitte aus der Erde empor und tränkt alles Land. Reich ist der Garten an Pflanzen und Früchten. Gott selbst wohnt mit in diesem Garten. Es kam dazu, dass wir Menschen aus dem Garten vertrieben wurden. Cherubim mit flammenden Schwertern stehen seitdem auf seiner Grenze, zu bewachen den Weg zu dem Baum des Lebens. Und wir Vertriebenen finden uns wieder im Land des Ackerbaus und der schweren Arbeit.

Nicht total ist die Trennung: Die Quelle, die den Garten bewässert, teilt sich in vier Ströme. Die Ströme fließen über die Grenzen des Gartens hinaus bis hin zu den vier Enden der Erde.

Wir gehen diesem Bild nach. Wir Menschen: Vertrieben aus dem Paradies und doch mit ihm über die vier Ströme verbunden. Ein doppeltes Bewusstsein. Eine doppelte Realität.

 

 

Von der Schönheit, die uns geschieht   06.04.2024

In diesem Workshop gehen wir der Möglichkeit nach, dass sich die Ausrichtung unseres Bewusstseins verändern kann. Wir üben, uns hinzuwenden zur heiligen Dimension der Wirklichkeit. Innerlich ist das ist die Wende vom Ich des Alltags zu dem ICH, das im Überweltlichen verankert ist.

 

In Sternstunden unseres Lebens kann es geschehen, dass wir – wie Hildegard von Bingen – den Glanz des Göttlichen in der Natur oder in Menschen aufleuchten sehen. In solchen Augenblicken sehen wir nicht nur die Schönheit, sondern wir erleben sie. Wir erleben sie körperlich, seelisch, ganzheitlich als Glückserfahrung, als Weitung des Herzens, als Heraus-Gehoben-Sein aus dem Alltag. Solche Erfahrung beinhaltet, dass das Alltagsbewusstsein bei Seite getreten ist und den inneren Raum frei gegeben haben. Denn solange der Stress und das sorgevolle Ich unseren Innenraum im Griff haben, ist der Blick zur Schönheit verstellt.

 

Wir werden in diesem Workshop üben, unsere Aufmerksamkeit zum weiten, freien und intuitiven Wahrnehmen hin zu verschieben. Den Glanz einer Blume zu erahnen und zu malen gehört dazu. Der Natur im inneren Bild ihr Leuchten zurückzugeben, gehört dazu. Uns selbst und die anderen im meditativen Kreis ahnungsweise als leuchtende Wesen zu erleben, gehört dazu.

 

Simone Weil: In allem, was das reine und echte Gefühl des Schönen in uns weckt, ist Gott wirklich gegenwärtig. Es gibt gleichsam eine Art Inkarnation Gottes in der Welt, deren Merkmal die Schönheit ist.[1]

 



[1] Schwerkraft und Gnade, Matthes & Seitz, Berlin 2021, Seite 163

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