Feierabend - Die Bank vor dem Bauernhof - Text

tl_files/images/Feierabend Bank.jpgFeierabend - Die Bank vor dem Bauernhaus

Feierabend. Der Tag mit seinen Forderungen, Tätigkeiten, Pflichten, mit seiner Schnelligkeit und seiner Anspannung geht zu Ende. Wir treten ein in einen anderen Bereich. Ein Bild aus alter Zeit wäre: Die Bäuerin oder der Bauer legt die Arbeit aus der Hand, setzt sich auf die Bank vor dem Haus, die Hände liegen im Schoß. Aus dem Dorf ist das Angelus-Läuten zu hören. Der Blick geht in die Weite. Stille kehrt ein. Friedliche Stille. Ein Einklang, den die Natur jedem anbietet, der sich ihr öffnet.

 Die hier folgende Meditation stammt aus einer Sequenz von sechs Abenden im Herbst 2021 in der Werkstatt Spiritualität. Die ganze Reihe hatte den Titel „Die Arbeit aus der Hand legen. Meditationen zum Feierabend“. Die folgende Meditation war der Abschluss des ersten Abends.

Wir finden unseren Meditationssitz. 

Wir lassen das Nachdenken zurücktreten. Das bleibt gewissermaßen dahinten am Küchentisch.

Wir gehen ins Spüren. Spüren, wo der Sitz uns berührt, die Unterlage uns berührt. Nur einfach feststellen: Da und da und da.

Spüren ist eine tiefere Bewusstseinsschicht als Denken. Wenn ich sage „Wir gehen ins Spüren“ kann das einhergehen damit, dass innerlich ein Sinken entsteht. Ein Lassen. Loslassen. Gelassenheit.

Da in der Tiefe unseres Bewusstseins, da wohnt Gelassenheit.

Vor dem inneren Auge möge die Bank eines Bauernhauses, die Bank vor einem Bauernhaus entstehen. Wir sind in ländlicher Umgebung im inneren Bild. Ein Bauernhaus. Davor die Bank. Und es ist Feierabend. Der Bauer, die Bäuerin setzen sich auf die Bank. Das ist ein Ritual. Wenn es geht, findet es jeden Tag statt.

Wir - du, ich - wir sitzen ebenfalls auf einer solchen Bank. Vor uns die Weite der Landschaft. Und Natur. Bäume, Felder, Pflanzen, Tiere. Und die Natur lädt uns ein, die Landschaft sagt: „Wie schön dein Ritual. Wie schön, dass du da jetzt sitzt und dass der Tag und das Tagewerk dich nicht mehr im Bann hat“. „Ich weiß“, sagt die Landschaft, „ich weiß“ sagt die Natur, „es braucht einen Augenblick Zeit, dieser Übergang. Aber spür hin. Du bist rausgetreten aus dem Machtbereich des Müssens und Sollens, des Alltags, und du bist eingetreten in den Raum des Abends. Des Feierabends. Schau und spür“, sagt die Landschaft, „in mir, der Landschaft, haben alle Elemente, die Bäume, die Pflanzen, die Sträucher, die Tiere,- sie haben alle ihren Raum. Alle leben aus dem Sein heraus. Und sie denken nicht gleichzeitig darüber nach oder gar an etwas Anderes. Sei eingeladen, auch so zu schwingen. So wie die Natur schwingt. Du bist Natur. Dein Leib ist Natur. Ich lade“, sagt die Landschaft, „ich lade Deinen Leib ein, alle Zellen ein., loszulassen und aufzuatmen, aufzublühen, sich aufzuweiten. Ich lade alle Zellen ein, weit und gelassen zu werden. Und ich lade deinen Geist ein, so zu schwingen, wie ich, die Natur. Harmonie ist eine Beschreibung meines Schwingens. Jedes einzelne Wesen, jeder Baum, jede Pflanze schwingt auf ihre oder seine Weise in Harmonie mit dem Ganzen, in ihrer Harmonie mit dem Ganzen. Sei eingeladen, dein Schwingen zu finden als Teil des Ganzen. Und das sei der Zeitraum für die Nacht, dieses Schwingen, Teil des Ganzen.

„Und“ sagt, die Landschaft, „ich mache dich noch aufmerksam: Du bist ständig genährt von der Erde her. Und wenn du deine Aufmerksam auf diesen Strom, der Energie, Yin-Energie, weibliche Energie, Erdenergie[1],- wenn du deine Aufmerksamkeit auf diesen Strom von unten her, der dich berührt und in dir aufsteigt,- darauf richtest, dann verstärkst du dieses Phänomen. Du wirst genährt von unten her. Kraft, wie sie auch in den Bäumen aufsteigt. Und von oben her die Kraft des Lichts. Die Kraft des Himmels auf dich herabfließen. Durchlichtend, dich durchlichtend. Durch den Kopf, durch den Hals fließend, leuchtend. Herzraum. Beckenraum. Oberschenkekel. Beine. Unterschenkel. Füße und darüber hinaus.“

„Ich kann“, sagt die Landschaft, „es auch kurz ausdrücken: Du bist hier auf deiner Bank im Feierabend gesegnet mit der Kraft des Himmels und gesegnet mit der Kraft der Erde. So sollst du leben. Und so soll es sein. Jeden Feierabend.

Gong.

 

Autor und Sprecher: Volker Schmidt

Veröffentlicht: Oktober 2021

Gesprochene Fassung: https://youtu.be/TwdXfSjE0Kk

 

 

 

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[1] Zum Thema „Segen aus der Tiefe“ in der Bibel: siehe 1. Mose 49,25…seist du gesegnet mit Segen oben vom Himmel herab, mit Segen von der Flut, die drunten liegt, mit Segen der Brüste und des Mutterleibes.