Feierabend - Ein heiliger Raum - Text

tl_files/images/Feierabend Regenbogen Titel Chart.jpgFeierabend – Ein heiliger Raum

Text der gesprochenen Meditation

Autor und Sprecher: Volker Schmidt

Veröffentlicht: Nov. 2021

Länge: 16:14

Gesprochene Fassung: https://youtu.be/EfEJRLdKnGM

 

 

Die folgende Meditation ist ein live Mitschnitt von einem Meditationsabend Ende 2021 in der Werkstatt Spiritualität. Sie gehört zu einer längeren Reihe unter dem Titel „Die Arbeit aus der Hand legen. Meditationen zum Feierabend“.

Ich lade Sie ein, sich Zeit zu nehmen, die Arbeit niederzulegen und in Stille zu sitzen. Folgen Sie mir in innere Tiefe, in unbewusste innere Tiefe. Aus ihr können Bilder aufsteigen. Wie Traumbilder. Lassen sie sich Zeit, in diese inneren Bilder einzutauchen.

Am Ende, nach dem Gong hat dieses Video noch etwas Stille, damit die Erfahrungen ausklingen können.

Dieses Bild von einem wunderbaren Regenbogen in weiter Landschaft lag an dem Abend vor uns.

Und dies war die Anleitung:

Feierabend ist ein Zeitraum. In unserem meditativen Zusammenhang - oder symbolischen Zusammenhang - ist es auch ein Bewusstseinsraum. Also Feierabend als ein Bewusstseinsraum, in dem ein anderes Bewusstsein herrscht oder sich ankündigt oder geahnt werden kann als in dem Tagesverlauf, den wir Alltag nennen.

Der Regenbogen da in diesem Bild stellt auch einen Raum her. Unter sich. Er begrenzt einen Raum. Ich gehe einmal physikalisch auf diesen Regenbogen zu. Das Licht wird gebrochen, weil es auf die einzelnen Regentropfen trifft, die es wie ein Prisma zerlegen in die Regenbogenfarben. Das ist die physikalische Erklärung davon. Aber die physikalische Erklärung dazu, die ist ziemlich beschränkt. Die Betrachtung des Regenbogens geht sofort über die Betrachtung seiner physikalischen Ursachen hinaus. Sofort. Das hat der Regenbogen offenbar immer schon getan, denn in vielen Religionen und Mythen taucht er auf. Irischer Mythos. Da gibt es einen Kobold, der am Ende des Regenbogens seine Goldschätze vergraben hat. In einem Krug. Davon erzählen auch Märchen. Am Ende des Regenbogens der Goldschatz. Oder: Im Griechischen ist es so, dass der Regenbogen der Weg der Göttin Iris ist, wie sie in die Menschenwelt kommt: Der Regenbogen verstanden als die Brücke zwischen den Welten.

Im Christlichen – im christlichen Mittelalter – wird der Regenbogen manchmal um die Maria herumgelegt oderes gibt,dass der Christus – Weltenherrscher – oben auf dem Regenbogen sitzt. Dahinter – hinter dieser christlichen Tradition – steht eine Stelle eines Propheten aus dem Alten Testament. Ezechiel / Hesekiel. Hesekiel sieht einen Thronwagen. Es ist eine Gotteserfahrung. Und um diesen Thronwagen herum leuchtet es so, wie es in den Wolken an Farben leuchtet, wenn der Regenbogen erscheint.[1] Das heißt: Das Göttliche leuchtet in diesem Bild des Ezechiels so wie der Regenbogen.

Also: Von Anfang an verstanden die Menschen den Regenbogen nicht nur als eine Erscheinung, so verlässlich sie ist. Wann immer er kommt, hat er die richtigen Farben. Er hat sie in pastellfarbener Klarheit. Er hat immer die richtige Form. Verlässlich rund. Die Natur bietet uns hier eine verlässliche Form an, immer wieder, die wir als Schönheit erleben. Und deswegen sagen wir „Wau – ein Regenbogen“

Das Bild nehmen wir doch bitte einmal als Einladung, in den Raum des Regenbogens uns hineinziehen zu lassen.

Ich glaube, jetzt ist es gut, nicht mehr auf das Bild zu schauen, sondern in die inneren Bilder.

Lange Pause

Dann sagt der Regenbogen: Ich lade Dich ein, unter meinen Bogen zu kommen.

Lange Pause

Das ist: In meine Schönheit einzutreten.

Pause

Und Schönheit – vorhin haben wir sie ausgedrückt als: Wie herrlich, diese Naturerscheinung.

Lange Pause

Schönheit wahrnehmen heißt, dass unser Herzraum sich öffnet.

Lange Pause

Lass das zu: Wir sind umleuchtet von den Farben des Regenbogens. In der christlichen Tradition eine Darstellung des Göttlichen.Wir sind umleuchtet von den Farben des Regenbogens und eine erste Wahrnehmung ist: Der Herzraum wird weit. 

Lange, lange Pause   

Nehmt doch bitte wahr, wie das ist, wenn sich der Herzraum öffnet. Wir erleben das möglicherweise unterschiedlich, je nach dem, was für ein Wahrnehmungstyp wir sind. Vielleicht nehmt ihr es wahr als Weitung, als würden sich alle Zellen im Brustbereich weiten. Oder wir nehmen es wahr als Farbe oder Licht oder Hell oder Dunkel. Vielleicht auch als Klarheit. Farblose Klarheit.

Pause

Wie immer es ist,- erlaubt doch bitte, dass sich die Weitung des Brustraums weiter im Leib ausbreitet. Ich rede einmal mit Eurem und mit meinem Leib. Du Leib, lass bitte zu, dass das, was im Brustraum schon geschehen ist oder sich entwickelt, sich auch in den unteren Bereich des Leibes hinein ausbreitet.

Lange Pause

Und über die Hüfte hinaus in den Beinbereich.

Lange Pause

Und von der Brust aus in den Kopfbereich und über den Kopfbereich hinaus.

Pause

Ein geweiteter Leibraum, umhüllt oder überdacht von den Farben des Göttlichen,- von den Farben des Regenbogens.

Pause

Was für ein Gestimmtsein bringt diese Erfahrung mit sich? 

Pause

Wir können das ausprobieren. Nehmen wir eine Erfahrung aus dem Tag, die nicht ganz angenehm war. ZB: Ich schaute in den Spiegel und sagte: Ach, die Falten. Ach, die Falten.

Pause

Nehmen wir diese Wahrnehmung „Ach, die Falten“ hinein in den Raum unter dem Regenbogen.

Pause

Was wird aus „Ach, die Falten?

Pause 

Hat das Gefühl vom Spiegel noch Macht über Dich? Über mich? – Nein – Das, wie wir jetzt schwingen, beinhaltet: Es fehlt nichts. Jetzt, hier, in diesem Bewusstseinsraum, zu dieser Zeit, jetzt, fehlt es an nichts. – Hier gibt es kein richtig und falsch. Kein Müssen und kein Aussehen-Müssen. In bestimmter Weise aussehen müssen.

Was ist das für ein Gefühl? – Es hat begonnen im Herzraum. Hat es etwas mit Liebe zu tun?  Verliebtheit ist es nicht. Es ist etwas ganz Ruhiges. Eine ganz ruhige Erfahrung von „Glück“? Eine Erfahrung von „Alles ist gut“? – Ja.

Die spirituellen Traditionen haben dazu Worte. Das, was wir da ahnend erleben, würden wir auch benennen können als „unsere wahre Natur“. Oder: Ein großer Schriftsteller des Neuen Testaments, Johannes, sagt: Schaut, Ihr seid in der Welt. Aber nicht von der Welt[2]. Hier in diesem Raum seid Ihr rückgebunden an das, was wir eigentlich sind. Und das Ritual des Feierabends öffnet dir, mir, den Raum, zurückzukehren zum Sein.

Pause – Gong – Stille – Leiser Gong



[1] Ezechiel 1,28 Wie der Regenbogen steht in den Wolken, wenn es geregnet hat, so glänzte es ringsumher. So war die Herrlichkeit des HERRN anzusehen.

[2] Joh 15,19, Joh 17,14 und 17,16

 

 

 

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