Feierabend - Licht - Text

tl_files/images/Feierabend Licht Titel2 Chart.jpgFeierabend – Das natürliche Licht

Die Arbeit aus der Hand legen. Feierabend machen als ein Ritual: Heraustreten aus der Arbeitswelt. Eintreten in einen erholsamen Bewusstseinsraum.

 

Die heutige Meditation geht aus von einer Grunderfahrung, die Hunter Beaumont wunderbar beschreibt: „Ich lade euch ein“, sagt er, „euch daran zu erinnern, was geschieht, wenn ein neu geborenes Baby euch in den Arm gelegt wird. Man nimmt das Baby in den Arm, schaut es an und auch bei einer sehr verbitterten alten Tante – wenn ich einmal so sagen darf – geht das Licht auf. Ist das nicht so? Das heißt, das Baby hat eine Kraft, in die Seele des Erwachsenen hineinzugreifen und etwas zu berühren, so dass mindestens für einen kurzen Moment das Licht strahlt, die Liebe fließt und die Welt kommt in Ordnung.“[1]

 

Diese Szene ist der Ausgangspunkt für die heutige Mediation.

Die Meditation beginnt und endet mit einem Gong. Nach dem letzten Gong erkläre ich noch kurz, in welchem Zusammenhang sie entstanden ist.

 

Wir finden unseren Meditationssitz.

 

Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf unseren Atem. Da ist eine Sinneswahrnehmung an den Nasenflügeln. Warm beim Ausatmen, Kühl beim Einatmen. Wahrnehmen. Spüren.

Die Aufmerksamkeit geht mit dem Atem den Hals hinunter zum Brustraum. Die Bewegung des Atmens im Brustraum wahrnehmen.

 

Wir lassen vor unserem inneren Auge unsere Ausgangsszene entstehen: Da ist das kleine neugeborene Wesen. Unendlich zart und winzig. Eine Tante bekommt es in den Arm gelegt. Sie ist berührt. Sie ist erstaunt. Sie ist bewegt. Wir erleben im inneren Bild ihre Verwandlung. Eben noch eine Gestalt in Alltagsgrau. Eben noch etwas wie Bitterkeit im Gesicht, im Rücken, in der Haltung ihres Kopfes. - Das kleine Wesen wird in ihren Arm gelegt. Lächeln entsteht. Herzliche Zuwendung entsteht. Die Tante verwandelt sich.

 

Das ist, als wäre das kleine Wesen ein Wesen von Licht und als würde sich das Leuchten übertragen.

 

Eine Erweckungsszene. Eine Erleuchtungs-Szene – und zugleich etwas ganz Natürliches.

Bleiben wir einen Moment in dieser Erfahrung.

 

Pause

 

Und jetzt bist du dran.Jetzt wird dir das kleine Wesen in den Arm gelegt. Auch du bist überrascht. Du spürst es in deinem Arm. Du siehst es. Es ist reicht gerade einmal von Deinem Ellenbogen bis zu Deinen Fingern. „Sind so kleine Hände“[2] So winzig und so zart.

Schau hin, im inneren Bild. Eine kleine Seele, „so offen und so frei“[3].

Und das kleine Wesen hat Wirkung auf dich. Lass dich darauf ein. Es verwandelt dich.

Genieß und beobachte die Verwandlung

 

Was verwandelt sich gerade in Dir? Du betrachtest dieses kleine Wesen und du wirst ganz und gar präsent. Nicht in Gedanken zugleich auch noch woanders. Stimmt das?

Was noch verwandelt sich? Dein Gestimmt-Sein? Als würde Dein ganzes inneres Wesen „Ja“ zu diesem Kind sagen, wie ein „Ja“ zum Leben. Ein „Ja“ zu Deinem Leben. Jetzt. Hier. In diesem Moment. Stimmt das?

Was noch? Dein Gesicht? Vermutlich verwandelt sich auch gerade, wie sich Dein Gesicht anfühlt. Vielleicht als würde es zunehmend in Sonnenlicht sein? Sonnenlicht auch ausstrahlen?[4]

Was da in dir in Erscheinung und ins Spüren tritt,- Du bist Das.[5] Bleiben wir in dieser Wahrnehmung.

 

Pause

 

Von jedem Menschen kann in besonderen Momenten dieses strahlende Leuchten ausgehen.

„Das ist das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der in die Welt kommt“[6] , heißt es in unserer Bibel dazu.

 

Jeder Mensch geboren mit einem solchen Licht?

 

In einer Sitzung mit mir macht sich eine Frau auf die Suche nach diesem ursprünglichen, inneren Licht.

 

Sie sagt: Da ist etwas Elfenbeinfarbiges in mir. Ein ganz kleines Kind. Irgendwie vergnügt. Es macht mich vergnügt.

Nach einer Weile sagt sie: Jetzt ist es so, als würde sich das Bild auflösen und als würde die Materie, aus der es ist, in meine Glieder und in meinen Körper kommen.  – Ach, das ist schön. Pause Und dann: Das kribbelt richtig. Und ich fühle mich auch so verwundert. Das ist so, als würde ich mich in mir in gleicher Körperform und in gleicher Größe noch einmal in Elfenbein haben. In lebendigem Elfenbein.

Nach einer Weile: Ein bisschen hat sich die Farbe verändert. In hell gelb. Und was noch ist: das Gelb beschränkt sich nicht auf meinen Körper. Es ist auch um mich rum, und zwar in so einer ovalen Form, oben und unten spitz.

Mandelförmig. Eine Mandorla-Form.

Sie atmet auf und sagt: Das ist, als könnte ich jetzt endlich mal wieder leben.

 

Ich lade euch ein, in der Stille nach dem inneren Licht in Euch zu suchen.

 

Bis zum Schluss-Gong sind es noch fünf Minuten.

 

Pause

 

Schluss-Gong

Diese Meditation gehört in die Reihe „Feierabend – Die Arbeit aus der Hand legen“ Die Reihe entstand Ende 2021 in der Werkstatt Spiritualität. Alle Abende ermuntern, den Übergang vom Arbeitsalltag in den Feierabend als die Chance zu einem Wechsel im Bewusstsein zu nehmen. Wir können das auch als einen Wechsel der Person, die wir sein können, beschreiben. Die Person, die der Alltag fordert und aus uns zu machen tendiert, bleibt zurück. Die Person, die wir von innen her sind, bekommt die Chance hervorzutreten.

 

Ich wünsche Ihnen einen guten Feierabend.

 

 

Abspann

Feierabend – Das natürliche Licht

Eine Performance von Volker Schmidt

Mit einem Ausgangszitat von Hunter Baumont

Werkstatt Spiritualität

Bild und Regie: Bernd Liebner

© 2022

 

 

Länge: 21:22 

Video-Link https://youtu.be/8llaTLJhoaM

Text: https://www.spiritu.de/Feierabend_-_Licht_-_Text.html

 

 



[1] Hunter Beaumont, Psychotherapie und Spiritualität, zitiert aus der Hör-CD mit gleichnamigem Titel

[2] Bettina Wegner, Sind so kleine Hände, 1978

[3] Bettina Wegner, a.a.O.

[4] Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie der Schnee. Zitat aus der Erzählung von der Verklärung Jesu Mt 17,2 https://www.bibleserver.com/LUT/Matth%C3%A4us17,2 Die Psalmen singen ähnlich. Da ist es nicht das Leuchten eines Neugeboren, da ist es Gottes Gesicht: Lass dein Angesicht leuchten über deinem Knecht. Oder Segen: der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir.

[5] Gangaji, Du bist das. Band I und II. Satsang mit Gangaji. Alf Lüchow Verlag, Freiburg i.Br. „In der Stille offenbart sich die Gegenwart des Seins. Du bist diese Gegenwart des Seins. Empfange dein Selbst. Trinke von deinem Selbst. Lass dich von deinem Selbst nähren. Beginn damit, DAS zu erforschen.“ Band II, Buchcover.

[6] Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen. Johannes 1,9 https://www.bibleserver.com/LUT/Johannes1,9

 

 

 

 

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