Feierabend - Nachtigall - Text

tl_files/images/Feierabend Nachtigall Titel Chart.jpgFeierabend – Das Lied der Nachtigall

Autor und Sprecher: Volker Schmidt

Veröffentlicht: Dezember 2021

Gesprochene Meditation: YouTube https://youtu.be/JfiFP-eyARE

Länge: 16:12

Text der Meditation: https://www.spiritu.de/Feierabend_-_Nachtigall_-_Text.html

 

Abendliche Stille in der Natur: Volkslieder singen davon, Gemälde erzählen von ihr, Meister der Musik beschreiben sie.

Ein Volkslied, ein Kanon, aus der Zeit um 1800.

Abendstille überall.

Nur am Bach die Nachtigall

Singt ihre Weise

Klagend und leise durch das Tal.[1]

Zur Ruhe kommen. Frieden im Außen wie im Innen. Eintauchen in die Natur. Diesen Erzählstoff nehmen wir heutig als Ausgang für unser Meditation. Es ist wieder eine Meditation in der Reihe „Feierabend – Die Arbeit aus der Hand legen“. Werkstatt Spiritualität. Ende 2021. An allen Abenden geht es um das Gleiche: Die Anspannung zurücklassen. Frieden suchen. Eintauchen. Zu sich selbst kommen. Den Feierabend als einen Übergang nutzen: Von der Entfremdung, die der Tag vielfach über uns bringt, zurückkehren zum Ruhen in innerer Mitte. Ruhen im SEIN.

 

Wir finden unseren Meditationssitz

 

Wir schließen die Augen. Vor dem inneren Auge der Wald. Es ist Abend geworden. Der Tag klingt aus in die Stille hinein. Da ist ein leises Geräusch vom Bach her. Ein letzter Windhauch weht durch die Zweige. Ein paar Blätter fallen.

 

Wir horchen tiefer und tiefer in den Wald hinein.

 

Das ist, als würden wir in die leisen, abendlichen Geräusche hineingezogen. Als würde das Lauschen unsere Ohren ausweiten, weiter und weiter,- ahnungsweise bis ins Unendliche hinein. – Das Ausweiten geschieht auch im Leib. Der Brustraum wird weit. Der Atem wird tiefer. Das Herz kommt ins Lächeln. Wir geben uns hin, wir genießen einfach diese Erfahrung. Da ist nichts zu tun. Da ist einfach: Alles Sein-Lassen und genießen.

 

In den Volksliedern gehört zu der abendlichen Stille oft noch etwas Weiteres, nämlich der Gesang der Nachtigall.

 

Nachtigall 1´05“[2]

 

Da ist ein Trällern. Munter, lebendig, fröhlich. Und da ist der langgezogene Ton. Von seiner Anmutung her ein klagender Klang. Wehmütig klagend. Das ist ein Umbruch. Fröhlich-munter und gleich danach zu Herze gehend.

Alles schweiget, Nachtigallen
locken mit süßen Melodien
Tränen ins Auge, Schwermut ins Herz.[3]

Erlauben wir, den langgezogenen Klängen uns zu berühren. Unser Herz zu berühren.

 

Nachtigall 0´45“, zum Teil unterlegt

 

Ist es Wehmut, was da in uns entsteht? - Wenn es Wehmut ist, dann ist es ein Schmerz, ein süßer Schmerz, ein Schmerz um das verlorene Paradies. Wehmut weiß von einer Zeit von gutem Leben, von Geborgenheit, von lieben und geliebt sein, - aber die liegt weit zurück. Wir hatten das Glück und das Glücklich-Sein, aber das Glück zerrann zwischen unseren Händen.

Wir bleiben noch einen Augenblick. Wir geben Raum der Wehmut und ihren Erinnerungen und auch ihrem Schmerz.

 

Pause 0´45“

 

Ein süßer Schmerz. Er macht uns bewusst, was wir es verloren haben, und zeugt zugleich davon, dass wir auf der Suche sind nach genau diesem, nach Paradieserfahrung. Nicht nur jetzt, sondern unterschwellig immer.

 

Wir gehen einen Schritt weiter. Wir richten unser Horchen bitte auf die Pause zwischen den Klängen der Nachtigall. Wir lauschen in die Pausen hinein: Wir lauschen hinein in die Stille hinter den Klängen. Aus der Stille des Universums taucht der Gesang der Nachtigall auf und in sie kehrt der Klang zurück. Kehren wir ein durch den Zwischenraum ins noch ungestaltete Sein.

 

Nachtigall 1´15“, mit etwas verlängerten Pausen

 

Die Weite hinter den Zwischenräumen, das Sein sagt: Ich lade dich ein, in mich einzukehren. An jedem Feierabend und zu jeder Zeit, die du beschließt. Ich mache frei vom Zurückblicken.[4] Ich schaffe in dir die Erfahrung des JETZT, in dem es an nichts fehlt. - In mir, wirst du neu, eine neue Person.“[5]

 

Erkunden wir bitte dieses Schwingen, das da in der Lücke zugänglich wird. Es verwandelt die Wehmut in uns in etwas Neues. Heilt. Verwandelt. Jetzt. Gehen wir nachspürend und erkundend von der Vermutung aus, dass die neue Person in uns - ahnend wahrnehmbar - schon da ist.

 

Bis zum Gong sind es noch fünf Minuten.

 

Gong

 

[1] Verfasser: Otto Laub (1805-1882)  https://www.jstor.org/stable/4147824

[2] https://deutsch e-vogelstimmen.de/nachtigall/

[3] Melodie und Text: Anonymus, früher fälschlich Mozart und Haydn zugeschrieben https://www.liederkiste.com/index.php?s=alles-schweiget&l=de

[4] Biblische Bezüge: Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes. Lk 9,62. - Lots Frau blickt zurück nach Sodom und Gomorra, von wo die Familie gerade fortzieht, und erstarrt zur Salzsäule. 1. Mose 19,26

[5] Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur (= ein neues Geschöpf); das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. 2Kor 5,17 - Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Offenbarung 21,5

 

 

 

WERKSTATT SPIRITUALITÄT

Volker Schmidt
Grabbestrasse 6, 22765 Hamburg
Fon 040 / 389 82 37
e-mail  Werkstatt@spiritu.de
Internet www.spiritu.de

YouTube-Kanal: https://www.youtube.com/channel/UCeAxHKCEEoTx5ak0FQGHRSA