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Traueranzeige
Gesternmorgen (4.2.2009) ist Liclic (Lydia Orben-Schmidt) im Kreis von uns, d.h. ihren beiden Söhnen und mir sowie ihren vier philippinischen Schwestern zu Hause gestorben.
Als die Anzeichen sich mehrten, dass sie gehen würde , haben wir ein bewegendes Abschiedsritual über ihr gehalten und sie dabei im inneren Bild auch bewusst frei gegeben. Die beiden Söhne waren eine kleine Zeit noch mit ihr allein und sagten ihr leise, was noch zu sagen war. Dann ging Lydia.
Es war und ist gut so. Es ist zugleich herzbewegend traurig.
- Auf einer Geburtstagsfeier im März 2008
Wir möchten Euch und Ihnen Gelegenheit geben, Abschied zu nehmen und Liclic gegebenenfalls mit uns zusammen zu Grabe zu tragen. Dies soll in der Art geschehen, wie sie sich in unserer Arbeit in den letzten Jahren entwickelt hat.
Sonntag, 15. Februar 2009 |
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18:00 bis 19:30 Uhr
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Lydia wird in dem Räumen von trostwerk aufgebahrt. Es ist individuelle Zeit. Man kann kommen und bleiben und gehen, wie es für einen selbst angemessen ist. |
19:30 Uhr bis 21:00 Uhr |
Wir singen die Mantren-Lieder, die für Lydia und uns in den letzten Jahren besondere Bedeutung bekommen haben: In unserer dunklen Nacht… / O Lord, hear my prayer / Take, o take me as I am … |
Montag, 16. Februar |
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13:00 Uhr Trauerfeier |
in der Christianskirche Altona |
15:00 Uhr Beisetzung |
auf dem Friedhof Bernadottestraße |
16:30 Uhr Beisammensein |
im Gemeindesaal der Christianskirche. Wie wir es vielfach praktiziert haben, gestalten wir diesen Teil gemeinsam. Wir bitten, dass einige Kuchen oder auch ein paar herzhafte kleine Schnittchen mitbringen. Für Kaffee und Tee wird von uns aus gesorgt. |
Wir bitten, von Kränzen und Blumengebinden abzusehen. Wer Liclic mit einer Gabe Ehre erweisen will, möge sie in die Kollekte tun. Wir werden sie an eine befreundete Nonnengruppe in Davao City weiterleiten, um dort ein Stipendienprogramm für Schulkinder zu unterstützen. Das Programm hat Lydia auf unserer Webseite ausführlich beschrieben.
Mit herzlichem Gruss auch von meinen beiden Söhnen, Paulo und Lean, sowie von Lydias Schwestern: Perla, Fe Luz, Susan und Lutche,
Ihr / Euer
Volker Schmidt
Ablauf und Texte der Trauerfeier
16.02.2009, 13:00 Uhr in der Christianskirche in Hamburg Ottensen
Vergegenwärtigung
VS (Volker Schmidt): Geboren am 5.11.1953, gestorben am 4.2.2009 im Alter von 55 Jahren: Wir sind hier um von Lydia Abschied zu nehmen und sie auf ihrem Weg zum Friedhof zu begleiten. Wir tun dies im Raum der Kirche, die zu unserem Familienleben gehörte. Wir tun dies in Gegenwart einer Ikone, die für Lydia besondere Bedeutung hatte. Wir tun dies mit den Liedern – vierstimmig gesungen - und auf eine Weise, wie wir in den letzten Jahren in unseren Seminaren versucht haben, die Wirkkraft und die Präsenz des Heiligen zu feiern.
Wer sind wir? Einige von uns sind katholisch. Einige evangelisch. Einige kommen ganz von außerhalb des Einzugsbereichs der Kirchen, einige gehören zu der Gruppe der philippinischen Migranten und Migrantinnen , einige kommen aus der Hausgemeinschaft der Grabbestraße, einige aus politischen Zusammenhängen. Willkommen. Zu den Katholischen gehört auch Lydia. Es war ihr und uns wichtig, dass sie in ihrer Tradition blieb, auch wenn sie mit einem evangelischen Pastor verheiratet war, ebenso, wie es ihr und uns wichtig war, dass sie weitest möglich in ihrer philippinischen Identität blieb. Ein Ausdruck davon war, dass sie ihre philippinische Staatsangehörigkeit nie abgelegt hat.
Wir nehmen Abschied und wir feiern diesen Gottesdienst in der Gegenwart des Heiligen, in der Gegenwart der Realität, die unsere Tradition als Gott, den Vater, den Sohn und den heiligen Geist benennt.
TaiChi - Sant’ Antimo im Mai 2007 -
Lassen Sie uns einen Augenblick still werden. Ich werde diese Zimbel schlagen, und wir lauschen ihrem Klang nach. Der Klang führt uns in die Stille. Er verklingt, wird immer leiser, aber er hört nicht auf, nur weil unser Ohr ihn nicht mehr zu hören vermag. Begleiten wir ihn und lauschen wir ihm nach in die aller tiefste Tiefe hinein. Er führt uns hinüber in die innere Welt, in der man mit dem Herzen hört. Und wenn er uns dorthin geführt hat, wird aus der Stille heraus Musik erklingen. Es ist das Salve Regina. Ein Lobpreis der Königin von Himmel und Erde. Ein Gebet an die Maria. Unsere katholischen Gastgeber in den beiden Klöstern in der Toskana und in Südfrankreich, in denen unsere großen Seminare stattfanden und stattfinden, singen es jeden Abend als Tagesabschluß.
Zimbel
Stille
Salve Regina
Das Licht, das nicht erlischt
GB (Pastorin Dr. Gabriele Borger): Lydia hat vor ihrem Tode ihre Angelegenheiten bestmöglich zu regeln versucht. In diesem Zusammenhang hat sie einen Satz gesagt, der allen im Gedächtnis geblieben ist, weil er so schön, so tröstlich und so zu ihr passend ist.
Der Beerdigungsunternehmer war herbei gebeten worden, weil sie und die Familie wissen wollten, welcher Friedhof ihren Wünschen entsprechen könnte. Insbesondere sollten ihre Kinder sie besuchen können, und einen Platz unter einem Baum wünschte sie sich. Als alles Technische besprochen war, stellte der Partner von trostwerk, dem Beerdigungsinstitut eine ganz persönliche Frage. Er fragte: Was ist Ihr Glaube? Wohinein werden sie sterben?
Die Antwort kam ganz klar und so natürlich, als hätte sie schon lange in ihr gewohnt. Sie sagte: Engel werden mich begleiten und das Licht wird mich aufnehmen. Es war so selbstverständlich, nicht zuletzt, weil dies ganz ihren Meditationserfahrungen der letzten Zeit entsprach.
Eine tiefe Gewissheit spricht aus diesen Worten. Wir tauchen in Lydias Glaubensgewissheit ein und singen von dem Licht, das niemals erlischt.
Lied: Im Dunkel unserer Nacht, entzünde das Feuer, das nie mehr erlischt.
GB: Wir hören zwei Psalmen, die für Lydia und für die, die mit ihr lebten, eine zentrale Bedeutung haben. Der erste ist der 139. Psalm. Er hat Lydia im Leben und im Sterben gleichermaßen begleitet und drückt Erfahrungen aus, die ganz ähnlich im Kontext von Meditationspraxis gemacht werden können. Es sind Erfahrungen der Präsenz des Heiligen im eigenen Gespür. Die Erfahrung, eingebettet und verwurzelt zu sein im Urgrund des Lebens. Der 139. Psalm hat schon manchen Mystiker inspiriert. Es ist auch der Psalm, der an Lydias Sterbebett gelesen wurde.
PS 139 gelesen von VS
Gott, du erforschest mich und kennest mich.
Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es;
du verstehst meine Gedanken von ferne.
Ich gehe oder liege, so bist du um mich
und siehst alle meine Wege.
Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge,
das du, HERR, nicht schon wüsstest.
Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.
Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch,
ich kann sie nicht begreifen.
Wohin soll ich gehen vor deinem Geist,
und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?
Führe ich gen Himmel, so bist du da;
bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.
Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer,
so würde auch dort deine Hand mich führen
und deine Rechte mich halten.
Spräche ich: Finsternis möge mich decken
und Nacht statt Licht um mich sein -,
so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir,
und die Nacht leuchtete wie der Tag.
Finsternis ist wie das Licht.
Denn du hast meine Nieren bereitet
und hast mich gebildet im Mutterleibe.
Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin;
wunderbar sind deine Werke;
das erkennt meine Seele.
GB: Der 23. Psalm gießt das Wissen in Bilder, geführt zu sein und gut aufgehoben auf dem eigenen Weg. Er ist Lydias Kindheitspsalm. Deshalb wird eine ihrer Schwestern ihn auf Eglisch für uns beten.
Ps 23 englisch gelesen von Susan Teves
The Lord is my shepherd.
He gives me everything I need.
He lets me lie down in fields of green grass.
He leads me beside quiet waters.
He gives me new strength.
He guides me in the right paths for the honor of his name.
Even though I walk through the darkest valley,
I will not be afraid.
You are with me.
Your shepherd's rod and staff comfort me.
You prepare a feast for me right in front of my enemies.
You pour oil on my head.
My cup runs over.
I am sure that your goodness and love
will follow me all the days of my life.
And I will live in the house of the Lord forever.
Lied: O Lord hear my prayer
O Lord hear my prayer
When I call,
Answer me.
Rückblick:
Wie hat Lydia in unser Leben hinein gewirkt?
Ellen Schwarz-Wiegert Facetten, denn wer will sagen, er oder sie habe dich, Liclic, durch und durch gekannt? Wir konnten ein Stück Deines Weges mit Dir gehen, schreiten, pilgern, tanzen gar – mit Dir Singen, Schweigen, Lachen. Gastfreundlich und genussfähig – ich erinnere an die wunderbaren Zusammenkünfte, das gemeinsame Kochen, das gemeinsame Essen - aber auch abgegrenzt, nicht alles nach außen preisgebend an Gedanken und Gefühlen, so sah ich Dich. Auch allein, trotz aller Menschen um Dich herum. Sehnsüchtig und froh beim Blick nach Hause zur Mutter und den Schwestern, mit denen Du Dich in tiefer Liebe verbunden fühltest. Sehr bezogen auf Dein Land und doch auch hier beheimatet. Facetten, die sichtbar wurden, aus Deiner Vergangenheit, Deiner politischen Arbeit, kämpferisch hast Du Dich für Frauenrechte und Freiheit in Deinem Land eingesetzt. Das war Dir möglich, getragen von Deiner Herkunft, Deiner Kultur, auch Deiner katholischen Erziehung. All das schimmerte immer wieder durch auf Deinem Weg zu mehr Weite, tiefer Spiritualität, die sich auch ausdrückte in der Werkstatt Spiritualität, in der Du neben und mit Volker immer mehr Boden für Dich finden konntest und uns durch Tanz, Gebärden und Deine Präsenz teilhaben ließest. Verwandlungen anzustoßen, zu erleben, wie sich Menschen wieder zu mehr Lebendigkeit öffnen mochten, dass war Dir eine Freude. So hast Du Dich auch in die Herzen der Menschen getanzt und uns alle in diese Leichtigkeit, die gleichzeitig Erdung und Öffnung zum Himmel bedeutete, einbezogen. Mädchen, Frau, weise Frau – so konnten wir Dich erleben. So viel erlebt, bewegt, ein gutes Leben, sagtest Du, einige Tage vor Deinem Tod – nur hättest Du gern noch mehr Reisen gemacht, um andere Teile der Welt zu sehen. Und Deine Söhne zurück zu lassen, das war unendlich schwer. Nun hast Du Dich auf eine ganz andere Reise begeben müssen – „es schließt sich nicht ein Tor, es öffnet sich ein Tor“ –und dorthin, wo immer es ist, dorthin können wir Dir nicht– noch nicht - folgen. Es bleiben die Erinnerungen, es bleiben Deine Spuren – Facetten Deines Lebens. |
Klaus Mielke Facets, because who could say he or she has known you, Liclic, all the way? We were happy walking a part of your way together with you, striding, going on pilgrimage, even dancing with you, singing, being silent and laughing. Hospitable, loving delicious food - I remember the wonderful meetings, cooking together, feasting together, but even than contained, not sharing every thought and feeling – so I saw you. On your own though surrounded by so many people. Still feeling at home where you were born and happy looking to your mother and sisters whom you felt deeply attached to. A strong relationship with your country and too feeling at home here in this part of the world. Facets of your past that became visible, your political work, fighting for women’s rights and freedom in your country. And all this was possible because you were firmly grounded in the soil of your origin, your culture and too in your catholic education. All his has been shining through on your way to more width and deeper spirituality that became visible more and more in the “Workshop Spirituality”. You were able to find your place besides and together with Volker, allowing us to share your dance, your gestures and your presence. Starting off changes in people, experience how they cold open up to be more alive - that was your pleasure. This way you have been dancing into the hearts of people. And so easily you made us feel being grounded in earth and opened up to heaven. Maiden, woman, sage - that is how we could see you. Having experienced so much, a life so fully lived, you said just a few days before you were leaving your body, you would have liked to have been travelling some more, to see other parts of the world. And than - leaving your sons behind seemed so very hard. And now you had to go on another journey – “It is not that a gate is closing, a gate is opening” – and there, wherever it may be, we cannot follow you yet. What remains are memories, what stays are your traces – facets of your life. |
Perla Casia, älteste Schwester von Lydia
If there is one word to describe Liclic, it is her being a strong woman who would always stand for what is right and the best thing to do.
She showed us how to appreciate life and be thankful for all God’s blessings, especially her love and concern for people, especially for her family.
Thank you our dear sister for making us a part of your life’s journey. You will be in our hearts forever and we will always be proud of you.
Lord, in behalf of our family I would like to express our gratitude. We thank you so much for the love and support you have given to our sister, especially during her illness.
Gisela Peters, Patentante des älteren Sohnes (Paulo)
Seit dem Tod von Liclic sind mir ganz stark unsere gemeinsamen bewegten politischen Zeiten in Erinnerung gekommen. Eine Facette in Liclics Leben war ihre Arbeit und ihre Zeit als politische Aktivistin.
Ich habe Liclic 1986 auf unserer ersten Studienreise in den Philippinen kennen gelernt.
Zu der Zeit war ich Teil der Hamburger autonomen Bewegung. Eins unserer Themen war die internationale Solidaritätsarbeit. Ähnlich wie in El Savador und Nicaragua gab es auch auf den Philippinen zu der Zeit eine starke Befreiungsbewegung.
Da kam die Anfrage von Liclic und Volker zur Mitfahrt auf die Philippinen gerade recht. Liebevoll hat Liclic uns die Schönheit und den Reichtum ihres Landes gezeigt, aber auch die Armut und Unterdrückung durch das Militär unter der Marcos Regierung vermittelt.
Die Bauern hatten kaum eigenen Landbesitz, sie arbeiteten entweder für Großgrundbesitzer unter feudalistischen Strukturen, oder für Multinationale Konzerne.
An Liclics Seite habe ich dann life die Arbeits- und Lebensbedingungen von Frauen erlebt, die für wenig Geld, ohne das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung für deutsche Textil-Firmen arbeiten mussten. Auch die Lebenswelten von Menschen im Slum zu erleben wir hautnah, und das war etwas Anderes, als darüber theoretisch Wissens aus Büchern zu sammeln.
Das Ganze wäre erdrückend gewesen, hätte es nicht die beeindruckende gute Organisierung der philippinischen Bewegung bis in das letzte Dorf gegeben, mit der Hoffnung und dem Willen nach Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit.
Liclics Humor und ihre Lebensfreude haben die bittere Realität ein bisschen leichter gemacht.
Während unserer Studienreise 1986 putschte dann das Militär gegen Marcos, und er wurde mit Hilfe der US Amerikaner ausgeflogen. Welch ein historisches Ereignis und welche Freude für die Menschen! Martin, auch ein langjähriger Wegbegleiter Liclics, erzählte mir, Liclic hätte völlig ausgelassen auf dem Tisch getanzt.
Nächtelang haben wir am Strand von IloIlo auf Panay mit den philippinischen Menschen bei lauwarmen Bier und Cola diskutiert. Über die politische Zukunft, über demokratischen Zentralismus und die kommunistische Partei. Zwischendurch wurde gesungen und gelacht. Liclic war in diesen Begegnungen mit den philippinischen Menschen eine wunderbare Dolmetscherin zwischen den Kulturen. Nie hat sie uns zu etwas gedrängt und nie ist sie moralisch geworden. Geduldig hat sie übersetzt, wenn es kompliziert wurde, und geduldig hat sie unser oft laienhaftes Englisch ausgehalten.
Nach dieser ersten Reise haben wir hier in Hamburg viele gemeinsame Aktionen und Veranstaltungen organisiert, um die philippinische Befreiungsbewegung weiter zu unterstützten. Viele Menschen, die hier auch heute mit uns hier in der Kirche sitzen, waren daran beteiligt.
Ein Schwerpunkt meiner gemeinsamen Arbeit mit Liclic waren dabei Aktionen zu Frauenhandel, Sextourismus und Gewalt gegen Frauen. Hilfreich war dabei ihre engagierte Arbeit mit Amnesty for Women und mit der Frauenanstiftung, die damals verstärkt Selbstorganisation von Frauenprojekten weltweit unterstützte.
Das nächste historisch-politische Ereignis, welches wir gemeinsamen erlebten, war der Umbruch in Osteuropa und die Auflösung der DDR. Die organisierten philippinischen Menschen hatten ein großes Interesse vor Ort zu diskutieren, warum Systeme so einfach zusammen brechen können, und was für Alternativen es gibt. Liclic und Volker organisierten mit uns zusammen eine Studienreise für diese Menschen, und so zogen wir los: Von Berlin durch die ehemalige DDR bis nach Prag, Warschau und Budapest, immer im Austausch mit Menschen der alten und neuen politischen Bewegungen. Vieles, was wir dabei an Erfahrungen machten, war nicht nur für die Filipinas und Filipinos neu. Mit ihrem Charme war Liclic auch auf dieser Reise eine Vermittlerin zwischen den Kulturen. Und Liclic hatte immer den Reistopf im Gepäck.
Hätten Volker und Liclic sich damals auf den Philippinen nicht ineinander verliebt, wäre ich ihr mit Sicherheit nicht begegnet. Aber gibt es wirklich Zufälle?
So haben sich unsere Wege berührt und wir sind ein langes Stück gemeinsam gegangen. Wir haben zusammen gesungen gelacht und geweint. Die gemeinsamen Erfahrungen sind ein großer bedeutsamer Schatz in meinem Leben. Ich danke Liclic für diese erlebnisreiche Zeit voller Wärme und Freundschaft.
Von Allem werden mir jedoch besonders ihr Humor, ihr Lachen und ihre Freude am Gesang in Erinnerung bleiben.
GB: Lydia hat in unser Leben hinein gewirkt – weil sie da war, als eure Mutter, als deine Frau, als Schwester, Freundin und Weggefährtin. Manchmal als Lehrerin und manchmal als eine, die Unrecht nicht auf sich beruhen lassen wollte.
Mit seiner schöpferischen Kraft tritt Gott in unsere Mitte und wirkt unter uns, oft durch Menschen. Viele haben Lydia als eine solche Trägerin der Gotteskraft erlebt. Sie hat sich Gott immer neu anvertraut, so wie es ein Lied ausdrückt, das sie gern sang: nimm mich wie ich bin, leb du in mir.
Lied: Take, o take me as I am.
Summon out what I shall be
Set your seal upon my heart
And live in me.
Das Licht als Christus-Erfahrung
GB: Noch eine Meditationserfahrung ist hier zu nennen. Lydia hat sie als ein Glaubenszeugnis mit uns geteilt – uns mitgeteilt. Sie hängt mit dieser Ikone zusammen, die wir hier neben dem Sarg aufgestellt haben. Diese Ikone hat in der Mitte den Baum des Lebens. Sie beschreibt, aus welchen Wurzeln Jesus, der Christus, hervorgegangen ist. Sie heißt auch so: Die Wurzel Jesse.
Gemeint sind die spirituellen Wurzeln des Meisters der Christen. All die großen Lehrer und Propheten der alten Zeit sitzen außen auf den Ästen des Baumes und umrahmen das Zentrum. Der Hauptstamm des Baumes aber gebiert aus sich heraus und trägt den Christus. Über dem Christus findet sich eine weiße Taube, das Symbol für den Heiligen Geist. Und von höchsten Punkt des Bildes aus und von außerhalb des Baumes segnet der, den Jesus seinen Vater im Himmel nannte, den ganzen Baum.
Diese Ikone liebte Lydia. Mit ihr verband sich eine sich oft wiederholende Meditationserfahrung, wie sie ihren Schwestern anvertraute: Wenn sie länger meditativ und nachsinnend auf das Bild der Ikone schaute, dann konnte es geschehen, dass die Gestalten am Rande verschwanden, und der Christus allein lichthaft-hell hervortrat.
Wenn Lydia sagte: Die Engel werden mich begleiten und das Licht wird mich aufnehmen, dann ist diese Aussage auch mit dieser Meditationserfahrung über der Ikone verbunden. Das Licht ist auch Person. Tröstend, stärkend, umfassend, - im Leben und im Sterben.
Im Neuen Testament, im Johannesevangelium, sagt Jesus von sich selbst: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mirnachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Genau das hat Liclic gesehen, und in diesem Wissen ist sie gestorben, uns voran.
Wir gehen dem singend nach.
Lied: In dir bin ich geborgen
Still wie ein Kind
In dir ist Trost und Heil
Ja hin zu dir verzehrt sich meine Seele
Kehrt in Frieden heim
Abschied
GB: Das Licht, das aus Christus kommt und das Lydia gesehen hat, ist das Licht für alle. An diesem Licht wollen wir symbolisch eine Kerze anzünden. Eine erste Kerze von vielen, die manche von uns möglicherweise auch später noch zum Andenken an Lydia und als Ausdruck, dass wir sie auf ihrem Weg begleiten, anzünden werden. Das ist ein Brauch, der im katholischen Raum zu Hause ist und in den Philippinen selbstverständlich praktiziert wird. Paulo und Lean und Volker werden diese erste Kerze anzünden. Sie trägt einen Schriftzug: Zum Gedenken an Liclic. Diese Kerze wird zu Hause wieder angezündet werden.
Wir führen dieses Ritual weiter. Paulo und Lean werden das Licht von Lydias Kerze aus an alle weitergeben, so dass ihr Licht sich hier im Raum ausbreitet. Sie halten Ihre Kerze dann bitte bis zum Ende dieses Gottesdienstes brennend und mögen sie gelegentlich später vielleicht zu hause auch wieder anzünden.
Kerzenritual
Während sich das Licht ausbreitet: Querflöte
GB: Wir müssen von Lydia Abschied nehmen. Lassen Sie uns einen Augenblick der Stille haben, um diesen Abschied zu vollziehen. Ein großes Stück unserer Lebensgeschichte hat sich mit dem Leben von Lydia verwoben. Jetzt trennen sich unsere Wege. Wir können sie noch ein Stück begleiten und müssen sie dann loslassen.
Vielleicht lassen Sie sich darauf ein, diesen Weg in der Stille vor Ihrem inneren Auge entstehen zu lassen. Vielleicht so: Wir gehen im inneren Bild mit Liclic in unserer Mitte. Wir kommen an eine Brücke aus kristallklarem Licht und wissen, dass sie von hier aus ohne uns weitergehen wird, begleitet von anderen als uns. Wir lassen sie los.
Aussegnung
GB: Wir werden Lydia jetzt für ihren Weg segnen. Wir werden das, wenn Sie mögen, gemeinsam tun mit einer Gebärde, die viele von uns kennen: Eine Hand auf das Herz, mit der anderen segnen.
Liclic, ins Paradies begleite Dich der Engel Schar
Bei deiner Heimkehr nehme dich auf die Schar derer, die vor dir gegangen ist.
Gott, der die Kraft des Lebens ist, segne dich und behüte dich.
Er segne deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit. Amen.
Lied: O Lord hear my prayer
Der Sarg wird von Volker, den beiden Söhnen und drei Freunden hinaustragen: Querflöte
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Am Grab
Der Sarg wird von Volker, den beiden Söhnen und den drei Freunden hinunter gelassen.
GB: "Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir."
Der 139. Psalm sagt die Gewissheit aus, die Lydia im Sterben getragen hat und die auch uns jetzt trägt in dem, was wir zu tun haben.
Denn nachdem Gott, der Herr über Leben und Tod, unsere Schwester in Christus Lydia Orben-Schmidt aus diesem Leben abgerufen hat, legen wir ihren Leib zurück in Gottes Hand.
Erde zu Erde
Asche zu Asche
Staub zum Staube
Wir vertrauen sie Gottes Gegenwart an. Er wird sie auferwecken im Namen Jesu Christi, an den wir glauben. Er komme ihr entgegen mit dem hellen Licht der Ostersonne und lasse sie die ewige Herrlichkeit schauen. Friede + sei mit ihr.
Jesus Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in Finsternis, sondern das Licht des Lebens haben. (Joh 8,12)
Wir beten gemeinsam das Vaterunser:
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib und heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir ergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Und nun gehet hin mit dem Segen Gottes:
Es segne und behüte euch der allmächtige Gott, + Vater Sohn und heiliger Geist. Amen.