Schatten aus der Vergangenheit - Transkript

 

Es geht um den Inhalt des heutigen Tages. Wir nehmen uns etwas vor, was für den Alltagsverstand so einfach nicht akzeptabel ist. Irgendwo in unserer Vergangenheit, in der eigenen Lebensgeschichte oder in der Geschichte, die vor unserer Geburt liegt, irgendwo in der Vergangenheit gibt es eine Situation, dass Menschen - ein Mensch, Menschen - eine Last nicht haben bewältigen können.  Beim Trauma ist es nicht so sehr die Frage, was war eigentlich der Schrecken, die Notlage oder sonst etwas, sondern die Frage war: Hat die Person das durch sich hindurch lassen können. Ist sie souverän geblieben oder nicht. Wenn da etwas geblieben ist, heißt das, sie hat sic h in Ängsten zusammengezogen und da sind nach wie vor Reste des Erlebens, Schrecken oder Ähnliches, und zwar in den Zellen. Und es wird vermittelt in die Generationen hinein. Die biblische Weisheit hat das   Ich suche die Sünden - Sünden heißt: Das Leben ist verfehlt. - Ich suche die Sünden der Väter und Mütter heim an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied. Eine asiatische Formulierung wäre: Das ist Karma. Da hängt etwas an dir dran aus der Vorzeit. Für den Alltagsverstand ist es ja nicht so einfach, sich vorzustellen, dass wir etwas lösen können, was in der Vergangenheit geschehen ist. Im Hintergrund des heutigen Tages steht aber die Annahme, dass das veränderbar ist.

 

In der Quantentheorie gibt es Gedanken, dass die Zeit nicht nur so läuft, von links nach rechts. Da sind die Ursachen, hier sind die Wirkungen und da sind die Auswirkungen. Das ist ja das normale Verständnis von Zeit. In der Quantentheorie gibt es eine bestimmte Strömung, die sagt: Vielleicht kannst du das umdrehen. Vielleicht gibt es in der Zukunft etwas, was verursachend eingreift in die Gegenwart in die Vergangenheit. Retrokausalität nennen wir als Fachwort.

 

Für Mystikerinnen und Mystiker ist das eigentlich nichts Neues. Es gibt ein schönes Symbol. Das Symbol ist der Sonnenaufgang. Osten. Die alten Kirchen sind so gebaut, dass der Altarraum im Osten liegt und die Gemeinde der aufgehenden Sonne entgegenblickt. Und dieses Symbol – das versteht jede Kultur – beinhaltet zunächst: die Schrecken der Nacht bleiben zurück. Ein neuer Tag.

 

Die Symbolsprache des Kirchenbaus beinhaltet aber noch mehr. Nämlich: Von vorne kommt - symbolisiert durch den Sonnenaufgang - eine neue Zeit auf uns zu. Eine neue Zukunft, die nicht festgelegt ist durch die Vergangenheit.

 

Eine neue Zeit von vorne auf uns zu. Das ist das Symbol des heutigen Tages. Eine neue Zeit auf uns zu, die durch uns hindurch in die Vergangenheit hineinreicht.

 

Wir meditieren einen ersten Zugang zum Symbol der aufgehenden Sonne. Im inneren Bild suchen wir uns einen Ort in der Natur.

Weite vor uns.

Im Rücken Sicherheit. Schutz.

Und im inneren Bild geht die Sonne auf.

 

Querflöte

 

Wir nehmen die Klänge spürend in den Körper wahr und lassen aus ihnen Bewegung entstehen. Vielleicht ganz unscheinbare innere Bewegungen im Sitzen, kaum sichtbar. Vielleicht Bewegungen im Stehen. Vielleicht Tanz.

 

Querflöte

 

Wir gehen wieder zurück an diesen Platz in der Natur. Die Weite vor uns. Im Rücken geschützt. Und bevor ganz darinnen versinken, vergegenwärtigen wir uns noch einmal: Wir nehmen unsere Ahnen mit in diese Meditation hinein. Da sind zwei Eltern. Da sind vier Großeltern. Acht Urgroßeltern. Da sind 16. Da sind 32. Da sind 64. Das ist die siebte Generation. 64 Personen. Das ist wie eine Pyramide. Und ganz vorne bist du. Und diese Pyramide denken wir im Augenblick hinter uns. Die können da in Ruhe so sein. Später wenden wir uns ihnen zu.

 

Die Sonne geht auf.

Ein neuer Tag.

Frisch der Morgen.

Amsel zu hören.  

 

Und die Sonne ist jetzt so weit über dem Horizont, dass ihre Strahlen auf unsere Haut treffen.

Unser Gesicht in den Strahlen der Sonne. Sanft ist ihr Licht so früh am Morgen.

Und unsere Haut, unser Gesicht nimmt das Sonnenhafte auf. Es wird selber sonnenhaft.

Das kann sich anfühlen wie Prickeln auf der Haut oder in der Haut. Oder sogar hinter der Haut.

Und dieses Lichthaft-Werden beschränkt sich nicht auf unser Gesicht. Der Körper wird mit einbezogen in dieses Erwachen. Lebendig-Werden. Sonnenhaft werden.

 

Bleiben wir einen Augenblick in dieser Wahrnehmung.

 

Vom Meister der Christen wird gesagt, oben auf dem Berg, sein Gesicht  leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie Schnee. In dieses Bild tauchst du ein. So, wie der Meister der Christen: Dein Gesicht leuchtet wie die Sonne. Deine Kleider weiß wie Schnee. 13:17

 

Querflöte

 

Wir wechseln die Perspektive. Wir suchen uns einen Ort seitlich zur Szene. Eine Beobachtungsposition. Wie in einer Traumszene schauen wir jetzt von hier aus auf das Geschehen vor uns. Von links herkommend reihen sich dort sieben Generationen von Vorfahren hintereinander auf. Du selbst stehst an deren Spitze.

 

Und nun schaut einmal in eure Visualisierung hinein. Die Strahlen der Sonne. Die Strahlen treffen auf dich da vorne. Und gehen durch dich hindurch. Es könnte sein, dass da ein Schatten anfängt. Eine Last aus deiner Herkunftsgeschichte. Irgendwo dahinten links, irgendwo ist der Ursprung dieses Schattens. Vielleicht versuchst du erst einmal zu ermessen: Wie weit ist denn dieser Schatten von der Ursprungsgeschichte herkommend, wieweit geht denn der? Muss nicht genau sein. Aber vor allem: Hört er irgendwo auf? 15:35

 

Ja, er hört irgendwo auf.

 

Und dann: schau genauer in die Szene hinein. Zoom dich heran, dass du genau da hinschauen kannst, wo die Strahlen der Ewigkeit auf den Schatten treffen. Vielleicht ist es gleich hinter dir oder sogar noch ein Stückchen in dir. Genau da. Was geschieht, wo das Licht der neuen Zukunft auf die Schatten des Vergangenen treffen. Genau da.

Pause

Und da lasse ich uns Zeit. Ein paar Minuten. Drei, vier Minuten Zeit, dass wir dieser Szene gegenübersitzen und das Wunder dort, das Wunderbare dort wahrnehmen.

Pause

Querflöte

Und dann kommen wir langsam aus der Visualisierung, aus der Meditation zurück in diesen Raum. Und das Leben ist in Fülle vorhanden. Fülle von Tee und Kaffee und Wasser und Ähnlichem. Wir machen eine Pause.

 

 

Länge: 19:53 

Autor und Sprecher: Volker Schmidt

Veröffentlicht: November 2022

Gesprochene Fassung: https://youtu.be/47s7Mjf9zkg

 

 

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