Dreiundzwanzig Wegbegleiter auf innerer Reise

 

gesammelt von Heino Beran

 

  1. Es ist von nicht geringer Wichtigkeit, aber freilich schwer zu glauben, dass die Lehrfächer (der Schule von Chartres) ein bestimmtes Organ in der Seele eines jeden reinigen und wieder beleben, das durch die Beschäftigung mit anderen Dingen verdorben und blind gemacht wird, während doch seine Erhaltung wichtiger wäre als die von zehntausend leiblichen Augen. Denn allein mit seiner Hilfe kann man die Wahrheit schauen. Martianus Capella "Hochzeit der Philologia mit Merkur" 5. Jhd.
  1. Gott wird dann in uns geboren, wenn alle Kräfte unserer Seele, die vorher durch Gedanken, Bilder und was es auch sei gebunden und gefangen waren, ledig und frei werden und in uns alle Absicht zum Schweigen kommt. Meister Eckhart

  2. Ich suche nicht – ich finde. Suchen, das ist das Ausgehen von alten Beständen und das Finden-Wollen von bereits Bekanntem. Finden, das ist das völlig Neue. Alle Wege sind offen, und was gefunden wird, ist unbekannt. Es ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer. Die Ungewissheit solcher Wagnisse können eigentlich nur jene auf sich nehmen, die im Ungeborgenen sich geborgen wissen, die in der Ungewissheit geführt werden, die sich vom Ziel ziehen lassen und nicht selbst das Ziel bestimmen. Pablo Picasso

  3. Huang Po wurde gefragt: "Welche Anweisungen haben die Meister hinterlassen, um sich in der Meditation zu üben und die Lehre zu verwirklichen?" Er antwortete: "Man kann sich nicht auf Worte verlassen, die nur dazu da sind, Dummköpfe anzulocken." Huang Po

  4. Selber müssen sich die Weisen um die Erlösung bemühen; auch ein Erwachter kann sie nicht erlösen. Wenn er es könnte, müssten alle Wesen schon erlöst sein, denn es hat schon unzählige Buddhas gegeben. Hui Hai 

  5. Gäbe es keine Trübungen des Geistes, wären alle Wesen erlöst – gäbe es nicht die Vollkommenheit (des Ungeschaffenen), wäre alles Heilsstreben vergeblich. Madhyanta-vibhaga-sastra 22 

  6. Mulla Nasruddin hatte einmal seinen Hausschlüssel verloren. Er suchte ganz systematisch den Marktplatz ab und, um den Schlüssel ja nicht zu übersehen, kroch er auf Händen und Füßen über das Pflaster. Ein Nachbar sah ihn, und als er hörte, was er suche, half er ihm dabei. Nachdem sie den ganzen Marktplatz vergeblich abgesucht hatten, fragte der Nachbar den Mulla Nasruddin: "Mulla, überlege doch mal: Wo kannst du denn den Schlüssel verloren haben?" "Das weiß ich ganz genau", entgegnete der Mulla, "bei mir im Garten." In fassungslosem Staunen fragte der Nachbar, in dem vagen Gefühl, hier einem Mysterium auf der Spur zu sein: "Und warum suchst du hier auf dem Marktplatz?" "Weil hier mehr Licht ist."
    Verhalten sich nicht viele ernsthaft suchende Menschen sehr ähnlich, wenn sie die Wahrheit irgendwo außerhalb von sich selbst suchen? Weil viele Menschen es nicht wagen und es sich nicht zutrauen, die Verantwortung für ihre Leben und ihr Schicksal zu übernehmen, laufen sie statt dessen hinter allen möglichen Autoritäten her und hoffen, dass die ihnen sagen werden, was sie zu tun oder zu lassen haben. Vimalo Kulbarz in "Jeder Tag ein guter Tag"

  7. Zum Ursprung zurückkehren heißt: in die Stille gehen.
    In die Stille gehen heißt: zu seiner Bestimmung zurückkehren.
    Zu seiner Bestimmung zurückkehren heißt: das Ewig erkennen.
    Das Ewige erkennen heißt: erleuchtet sein.  Lao Tse 

  8. Denken heißt vergleichen. Walter Rathenau 

  9. Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit. Sören Kierkegaard

  10. Der große Weg ist schwierig nur für die, die wählen und aussuchen.
    Bist du jenseits von Mögen und Nicht-Mögen, dann ist alles klar und licht.
    Triff eine winzige Unterscheidung und Himmel und Erde klaffen auseinander.
    Der Zwiespalt zwischen Mögen und Nicht-Mögen ist die schlimmste Krankheit des Geistes.
    Lass dich in keiner Weise auf Gegensätze ein.
    Willst du klar sehen, dann sei weder "für" noch "gegen" etwas.  Seng Ts'an: Über das Vertrauen im Herzen

  11. Es waren zwei Mönche, die lasen miteinander in einem alten Buch, am Ende der Welt gebe es einen Ort, an dem der Himmel und die Erde sich berühren. Sie beschlossen, ihn zu suchen und nicht umzukehren, ehe sie ihn gefunden hätte. Sie durchwanderten die Welt, bestanden unzählige Gefahren, erlitten Entbehrungen, die eine Wanderung durch die ganze Welt fordert, und alle Versuchungen, die einen Menschen vom Ziel abbringen können. Eine Tür sei dort, so hatten sie gelesen, man brauche nur anklopfen und befinde sich bei Gott. Schließlich fanden sie, was sie suchten. Sie klopften an die Tür, bebenden Herzens sahen sie, wie sie sich öffnete, und als sie eintraten, standen sie in ihrer Klosterzelle. Da begriffen sie: Der Ort, an dem Himmel und Erde sich berühren, befindet sich auf dieser Erde, an der Stelle, die Gott uns zugewiesen hat.    nach Jörg Zink "Zwölf Nächte"

  12. Der Himmel senket sich, er kommt und wird zur Erden:
    Wann steigt die Erd' empor und wird zum Himmel werden?    Angelus Silesius 

  13. Solange dir, mein Freund, im Sinn liegt Ort und Zeit,
    So fasst du nicht, was Gott ist und die Ewigkeit. Angelus Silesius 

  14. Wird Christus tausendmal zu Bethlehem geborn
    und nicht in Dir: du bleibst noch ewiglich verlorn.  Angelus Silesius

  15. Halt an, wo laufst du hin? Der Himmel ist in dir!
    Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.  Angelus Silesius

  16. Wenn es nur einmal so ganz stille wäre.
    Wenn das Zufällige und Ungefähre
    verstummte und das nachbarliche Lachen,
    wenn das Geräusch, das meine Sinne machen,
    mich nicht so verhinderte am Wachen-:

    Dann könnte ich in einem tausendfachen
    Gedanken bis an deinen Rand dich denken
    und dich besitzen (nur ein Lächeln lang),
    um dich an alles Leben zu verschenken
    wie einen Dank.   Rainer Maria Rilke 

  17. Ich fürcht mich so vor der Menschen Wort.
    Sie sprechen alles so deutlich aus:
    Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
    und hier ist Beginn und das Ende ist dort.

    Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
    sie wissen alles, was wird und war:
    kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
    ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.

    Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
    Die Dinge singen hör ich so gern.
    Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
    Ihr bringt mir alle Dinge um. Rainer Maria Rilke

  18. Ich weiß nicht, wohin Gott mich führt, aber wenn er diese Richtung beibehält, schlage ich vor, dass er allein weitergeht.  Bruno Bettelheim 

  19. Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein. Albert Einstein

  20. Es fällt immer auf, wenn jemand über Dinge redet, die er versteht.  Helmut Käutner 

  21. Warum erwartet ihr von Gott eine Belohnung, wenn ihr nur die liebt, die euch auch lieben?  Lukas 6, 32 Gute Nachricht Bibel

  22. Gott achtet mich, wenn ich arbeite. Aber er liebt mich, wenn ich singe. Rabindranath Tagore

 

 

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