Meditation und Management - Literaturhinweise

tl_files/images/Veranstaltungen-Bilder115x77/Schneegloeckchen.jpgTextsammlung
zusammengestellt von Holger Ziesemer
für die Arbeitsgruppe „Innere Kraft“
der Tagung “Stille Woche als Kloster auf Zeit 2002”

Hans Wielens 
Spiritualität fördert Gesundheit und Kreativität - Neue Chancen für Führungskräfte durch Beachtung spiritueller Aspekte

Die Personalführung erhält wichtige Denkanstöße zur Überprüfung der bisher einseitig rational ausgerichteten Personalpolitik aufgrund von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Wirkungsweise der Spiritualität. Durch Beachtung spiritueller Aspekte lassen sich die Kreativität, die psychische Gesundheit, die Führungsfähigkeit und der innere Kompass für kluge Entscheidungen wesentlich verbessern...

Schon seit Jahren klagen Ärzte und Psychotherapeuten über die alarmierende Zunahme der Zahl von Führungskräften, die unter diffusen Ängsten, unter psychosomatischen Erkrankungen und Depressionen leiden. Viele Führungskräfte fühlen sich überfordert, klagen über mangelnde Konzentrationsfähigkeit, können sich nicht mehr entspannen, ihren Denkapparat nicht mehr abschalten und klagen über Schlaflosigkeit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist warnend darauf hin, dass in 20 Jahren diese Zusammenhänge die wichtigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit sein wird (nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen). Wissenschaftlich ist nachgewiesen, dass Krankheit kein ausschließlich körperliches Phänomen ist, sondern eng mit psychischen und mentalen Denkmustern in Zusammenhang steht.

Die Schwierigkeit für Führungskräfte in solchen Situationen besteht vor allem darin, dass Sie über ihre Ängste und Depressionen nicht offen sprechen können, weil sie glauben, sich dadurch schon als Manager zu disqualifizieren. Um so wichtiger ist es, dass die Personalvorstände, Personalleiter und Personalentwickler sensibler werden für diese Zusammenhänge und ihre Personalpolitik auf Effizienz bezüglich der psychischen Gesunderhaltung ihrer Führungskräfte überprüfen. Noch wichtiger ist, dass die Führungskräfte selbst stärker auf ihre spirituellen Bedürfnisse achten und diese nicht dauerhaft unterdrücken und der Arbeitsdisziplin unterwerfen, damit sie sich nicht weiter ständig überfordern, die Signale der Seele und des Körpers nicht ernst nehmen und dadurch ihre innere Substanz immer mehr aufbrauchen. Erschreckend ist die Bilanz, wenn man vergleicht, was ein Manager für seine körperliche Hygiene im Vergleich zu seiner seelischen Hygiene tut. Das rächt sich meist bitter, weil eine ständige Überforderung zu nachlassender Kreativität und Entscheidungsfähigkeit führt. 

Eine wirkungsvolle Methode, die innere Balance wieder zu finden ist die Meditation. Baldur Kirchner weist auf folgenden Zusammenhang hin: " Das gegenstandslose Meditieren ermöglicht eine deutlichere Konfrontation mit der eigenen inneren Welt. Für Führungskräfte ist das ebenso notwendig, wie das Zuhören oder Argumentieren zu lernen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass nur derjenige, der sich in seiner Persönlichkeit verändert, auch sein Handeln dauerhaft ändern kann. Das konventionelle Managertraining konditioniert nur Verhalten. Deshalb ist es wirkungslos. Führungskräfte, die meditieren, bekommen Kontakt zu ihrer Intuition. Sie werden innovativer. Der kontemplierende Mensch fühlt sich plötzlich mit dem Ganzen – auch mit seinen Mitmenschen – auf eine völlig neue Weise verbunden. Im Laufe eines solchen Prozesses verändern viele Chefs - fast automatisch – ihren Führungsstil, lassen sich ganz anders auf Beziehungen ein und gewinnen eine vorher nie gekannte authentische soziale Kompetenz." Die Fachjournalistin Brigitta Lentz kommt zu dem Ergebnis: "Zunehmend mehr Leistungsmenschen fühlen sich von Meditation angesprochen. Das Interesse kommt nicht von ungefähr. Die Anforderungen sind hoch wie nie – fachlich wie persönlich. Gesund und leistungsfähig sollen Führungskräfte sein, offen und flexibel, charismatisch und durchsetzungsstark. Die gewünschten Qualitäten für den Spitzenjob wechseln so schnell wie die Mode. Wer sich ständig nach wechselnden äußeren Messlatten verbiegen will, schwächt und verliert den Kontakt zu sich selber.
(Ende Zitat Hans Wielens)


Anselm Grün
Menschen führen, Leben wecken  
In: Menschen führen, Leben wecken, S. 13f, 112-120.

Wer führen will, muss sich selbst führen können. Er soll mit seinen eigenen Gedanken und Gefühlen, mit seinen Bedürfnissen und Leidenschaften zurecht kommen..., denn sonst wird er seine Führungsaufgabe ständig mit seinen nicht eingestandenen Bedürfnissen vermengen. Und seine unterdrückten Leidenschaften werden seine Emotionen bestimmen und ihn an einer klaren Führung hindern. Wenn eine Führungspersönlichkeit zwar die Instrumente der Organisation und Kontrolle beherrscht, aber persönlich unausgeglichen und unbeherrscht ist, ... wird sie das Unternehmen mit ihrer Unreife infizieren und die Motivation der Mitarbeiter bremsen. Die nicht bewusst gemachten Bedürfnisse und Emotionen werden auf die Mitarbeiter projiziert. Was nicht bewusst angeschaut wird, wirkt als Schatten destruktiv auf die Umgebung 

Die Unterscheidungsgabe ist die Voraussetzung einer klugen und besonnenen Führung.... (Nur) wer unterscheiden kann, der kann auch entscheiden. Er trifft seine Entscheidungen nicht nach irgendwelchen Methoden, sondern aufgrund seiner Unterscheidungsgabe, aufgrund seines inneren Gespürs für das Richtige. Die besten Entscheidungen werden nicht getroffen, indem man alle Informationen verarbeitet und unzählige Argumente nach allen Seiten hin bedenkt, sondern indem ein Verantwortlicher seiner Intuition traut. Wer seiner Intuition folgt, weiß, was stimmt. Er kann nicht genau begründen, warum diese Entscheidung richtig ist. Er hat sie aus „dem Bauch heraus“ getroffen, nicht vom Kopf aus. Er hat ein inneres Gespür für das, was stimmt. 

Wir sollen in uns unterscheiden, was stark und was schwach ist, und wir sollen uns mit beiden Seiten aussöhnen. Wenn wir dagegen in uns nur die starken Seiten sehen, spalten wir die schwachen ab. Was wir in uns abgespalten haben, projizieren wir auf die anderen. Und damit schaffen wir um uns herum Spaltung. Ich kenne Abteilungsleiter, die überall, wohin sie kommen, in kurzer Zeit ihre Abteilung spalten. Weil sie selbst gespalten sind, können sie nur Spaltung bewirken. Manche meinen, das sei Führung.... aber es ist das Gegenteil. Führen heißt, allen gerecht zu werden, allen Freude am Miteinander und an der Arbeit zu vermitteln, allen das Gefühl zu geben, das sie wertvoll sind und gebraucht werden. 

Wer Verantwortung für andere übernimmt, muss auch verantwortlich mit seinen eigenen Kräften umgehen. Wer sich ständig überfordert, wird auch der Gemeinschaft nicht gerecht. Denn er wird dann unbewusst mehr von ihr verlangen, als sie zu leisten imstande ist... Ich erlebe immer wieder Chefs, die sehr viel arbeiten, ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit zu nehmen. Aber sie sind zugleich sehr empfindlich gegenüber Kritik.... Man merkt, dass sie nicht aus innerer Freude heraus soviel arbeiten, sondern um sich hinter ihrer Arbeit zu verstecken und sich unangreifbar zu machen. Ein Chef, den man nicht kritisieren darf, ist kein ist kein Vorgesetzter. Er geht nicht voran, sondern versteckt sich nur hinter der Mauer seiner Arbeit und seiner Empfindlichkeit...Viel zu arbeiten ist nicht immer eine Tugend. Es kann auch Ausdruck einer Sucht sein. Arbeitssüchtige Menschen müssen viel verdrängen. Ihre Sehnsucht nach Liebe und Leben wird in den Schatten verbannt. Ihre Menschlichkeit wird abgespalten... Je einseitiger jemand für seine Firma arbeitet, desto gefährlicher wird seine verdrängte Schattenseite. Er merkt gar nicht, wie sich hinter seiner vermeintlichen Tugend sehr viel zerstörerische Aggression verbirgt... Oft genug wird sie sich auch in die Arbeit hineinmischen, so dass er mit seiner Arbeit nicht mehr aufbaut, sondern zerstört.
(Ende Zitat Anselm Grün)


Reinhard Sprenger
Das Prinzip Selbstverantwortung. Wege zur Motivation 

in: Reinhard Sprenger, Das Prinzip Selbstverantwortung. Wege zur Motivation, S. 86ff.

Voraussetzung für Exzellenz ist Freude am Tun. Wer nur die Zielerreichung im Kopf hat, verkrampft... Es ist sehr praktisch zu sehen, dass strenggenommen nur der Schwebepunkt der Gegenwart erlebt werden kann. Der Augenblick stellt den einzigen Berührpunkt mit der Wirklichkeit dar, ja er ist die gesamte Wirklichkeit. Die Vergangenheit ist vergangen, und Zukunft wird es im bewussten Erleben des einzelnen nie geben. Sie wird, wenn sie erlebt wird, immer Gegenwart sein. 

Der Glückliche blickt nicht in die Zukunft. Er ist jetzt voller Energie. Engagement denkt nicht an Morgen. Das „carpe diem“ des Horaz, das in Peter Weirs Film „Der Club der toten Dichter“ eine so unerwartete Renaissance erfuhr, meint diese Einmaligkeit des Augenblicks als Voraussetzung für Committment.... Vergangenheit und Zukunft können dazu nichts beitragen. Ein amerikanisches Sprichwort lautet: Leben ist das was Dir zustößt, während Du andere Pläne schmiedest.

Der wahre Reisende hat kein Ziel, nur eine Richtung. Er geht nicht irgendwohin, sondern entdeckt ständig dass er anderswo ist. Er reist nicht, um die Distanz zum Ziel zu überwinden, sondern um Distanz zu entdecken. Nicht das Ziel macht die Reise notwendig, sondern das Reisen macht das Ziel möglich.

Auch Committment ereignet sich nicht so sehr durch Ziele oder Zukunftsideen, sondern in der personalen Erfahrung des gemeinsamen Weges. Dazu bedarf es der Beziehung, der Glaubwürdigkeit, der Nachbarschaft. K.Weick hat –in vollständigem Gegensatz zu den gängigen Unternehmenskonzepten –aufzeigen können, dass keineswegs eine gemeinsame Zieldefinition Menschen zusammen arbeiten lässt, sondern der gemeinsame Weg.... Wenn ich mir aber anschaue, wie viel Energie von den Leitungsebenen in das Finden und „Implementieren“ von Zielen investiert und wie wenig Aufmerksamkeit dem erlebnispraktischen “Wie“ gewidmet wird, dann ist an der Weisheit des Vorgehens zu zweifeln. 
(Ende Zitat Reinhard Sprenger)


Fredmund Malik
Wirksames Management für eine neue Zeit

in: Führen, Leisten, Leben, S. 221 ff.

Entschlusslosigkeit ist eine häufig anzutreffende Schwäche von Führungskräften. Sie wollen immer noch mehr Untersuchungen und Studien, sie holen immer noch weitere Berater ins Haus und wollen immer mit noch mehr Experten die Angelegenheit besprechen. In Wahrheit handelt es sich aber um das Kaschieren der eigenen Entschlusslosigkeit. 

Solche Leute gehören nicht ins Management. Möglicherweise erfüllen Sie andere Aufgaben sehr gut, in der für Führungskräfte spezifischen und kritischen Aufgabe versagen sie – sie treffen keine Entscheidung. Dieser Fall ist also klar und einfach, weil die Lösung dafür bekannt ist und weil es keine andere Lösung gibt.
Eine Empfehlung (...) möchte ich aber dennoch aussprechen. Ich rate meinen Klienten, nach Abschluss aller Analysen, sich selbst die Gelegenheit zu geben, auf einen speziellen und ganz billigen Berater zu hören - auf ihre innere Stimme. Wie man das macht, hängt von der einzelnen Person ab. Manche müssen „noch einmal darüber schlafen“, wie schon der Volksmund empfiehlt. Andere machen einen langen Spaziergang, um sich alles noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Wieder andere gehen vielleicht in eine leere Kirche... Wie man es macht, mag also von Person zu Person verschieden sein. Wenn aber meine innere Stimme deutlich sagt: „Hier stimmt etwas nicht“, würde ich jede Möglichkeit wahrnehmen, noch einmal von vorne zu beginnen.   
(Ende Zitat Fredmund Malik)


Wolfgang Bischoff 

Wir glauben heute die Natur beherrschen zu können, bevor wir gelernt haben, unsere eigene Natur zu beherrschen. Die Entdeckung unserer eigenen, in uns schlummernden Natur ist jedoch die Voraussetzung für die Entwicklung eines authentischen Führungsverhaltens. Authentizität als Führungseigenschaft bedeutet: ursprünglich und echt werden - in Handlung umsetzen lernen, was wir denken und sprechen – ein wahrer Mensch werden, der die in ihm schlummernden Fähigkeiten erkennt, studiert, kontrolliert und schöpferisch nutzen lernt – der sich selbst so gut kennt, dass er sich nicht mehr im Wege steht und all seine Kräfte zum selbstlosen Dienen der Anderen einsetzen kann... Innehalten, sich besinnen, die Kunst des Schweigens und der Stille ausbilden lernen, sind die Voraussetzung für die Entwicklung von Authentizität.
(Ende Zitat Wolfgang Bischoff)


Baldur Kirchner

Das gegenstandslose Meditieren ermöglicht eine deutlichere Konfrontation mit der eigenen inneren Welt. Für Führungskräfte ist das ebenso notwendig, wie das Zuhören oder Argumentieren zu erlernen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass nur derjenige, der sich in seiner Persönlichkeit verändert, auch sein Handeln dauerhaft ändern kann. Das konventionelle Managertraining konditioniert nur Verhalten. Deshalb ist es wirkungslos. Der kontemplierende Mensch fühlt sich plötzlich mit dem Ganzen - auch mit seinen Mitmenschen - auf eine völlig neue Weise verbunden. Im Laufe eines solchen Prozesses verändern viele Chefs - fast automatisch - ihren Führungsstil, lassen sich ganz anders auf Beziehungen ein und gewinnen eine vorher nie gekannte authentische soziale Kompetenz. 
(Ende Zitat Baldur Kirchner)


Johannes Czwalina 1 

Führungskräfte leiten ihren eigenen Wert und ihre Identität oft einzig von ihrer Leistung, Attraktivität und ihrem damit verbunden Erfolg ab und verlieren in Situationen der Marktveränderung alles. Sie haben ihre Seele , das Kostbarste, was sie haben, einem anonymen Marktgeschehen verschenkt... Sie taten das, weil sie sich gegen empfundene Zugzwänge, Forderungen, Drohungen und Nötigungen nicht abgrenzen konnten.
(Ende Zitat Johannes Czwalina)


Johannes Czwalina 2

Der Lebensstil des Workaholic ist der hoffnungslose Versuch, mit ungeeigneten Mitteln eine innere Angst selbst zu behandeln. Er befindet sich auf der Flucht vor dem, was ihm hinter der Fassade auf den Fersen ist. Tagsüber kann er die undefinierbare Angst mit einem möglichst vollen Programm unterdrücken, doch am frühen morgen erwartet ihn eine schlimme Zeit. Diffuse Ängste vor dem beruflichen Abstieg, des Selbst-zweifels, der Leere, der totalen Minderwertigkeit, vor der Überforderung des anbrechenden Tages plagen ihn.
(Ende Zitat Johannes Czwalina 2)


Karlfried Graf Dürckheim

Je mehr der Mensch seine Eigenständigkeit auf seine natürlichen Kräfte, insbesondere auf seine rationalen Gaben und auf sein technisches Wissen gründet, um so mehr wird er versucht sein, jede überweltliche göttliche Instanz als einem Kinderglauben zugehörig abzulehnen. Je mehr er sich aber auch in seiner Innerlichkeit von einer solchen trennt, um so sicherer wird sie ihn jenseits aller religiösen Begriffe und trotz aller Rationalität früher oder später, ob er will oder nicht, heimsuchen.
(Ende Zitat Karlfried Graf Dürckheim)